Wieder einmal fand im Januar das "Zusammentreffen" der Innstädter Pfarrangehörigen im Pfarrheim statt. Die Tische waren bereits frühlingshaft mit Blumen dekoriert.
Das Organisationsteam stand bereit und ausreichend Kuchen waren gebacken. Wir freuten uns sehr, dass tatsächlich so viele Besucher kamen und alles bis auf den letzten Platz belegt war. Heute war ein Vortrag über meine Pilgerreise angekündigt, der nach dem Genuss von Kaffee und Kuchen begann.
Im letzten Herbst durften mein Mann und ich für 15 Tage und 420 km in die Welt der "Pilger" eintauchen. Eine ganz besondere Welt und wir brauchten eine Weile, um uns darauf einzulassen, einfach so in den Tag hinein zu leben. Fast hatten wir ein schlechtes Gewissen, sich so komplett aus dem Alltag auszuklinken und sich nur um die einfachen Bedürfnisse wie Gehen, Essen, Trinken, Schlafen und Wäsche waschen zu kümmern.
Unterwegs haben wir einen Fuß vor den anderen gesetzt, den Wellen des Atlantiks gelauscht und den Wind gespürt. Gestartet sind wir mit einem 8 kg schweren Rucksack auf dem Rücken in Porto. Immer am Atlantik entlang auf endlos erscheinenden Holzstegen, die in die Dünen hineingebaut waren. Bei strahlend blauem Himmel geht es sich besonders leicht und man freut sich über die Begegnungen mit anderen Pilgern. Man wünscht sich "Buen camino", man unterhält sich oder geht ein Stück gemeinsam. Abends setzt man sich in den Pilgerherbergen zusammen und führt mal leichte aber auch mal tiefgründigere Gespräche.
Wir treffen auf unserem Weg Menschen vieler Nationalitäten. Unser Englisch hat sich in den 15 Tagen vermutlich um einiges verbessert. Noch ist das Wetter herrlich und wir gehen viele Strecken auch direkt am Strand entlang. Der Weg führt über schöne alte Steinbrücken und durch kleine Dörfer. Bald schlägt das Wetter um und wir brauchen immer öfter unser Regencape. Fast täglich sind wir komplett durchnässt und haben Mühe unsere Kleidung bis zum nächsten Morgen wieder zu trocknen. Ein Taxiboot bringt uns mit anderen Pilgern über den Rio Mino von Portugal nach Spanien. Wir setzen unsere Wanderung in Spanien fort und entscheiden uns weiterhin auf dem Küstenweg zu bleiben. Über die "Variante Espiritual" gelangen wir zum Kloster Armenteira, wo wir Gelegenheit haben eine Pilgermesse zu besuchen. Weiter geht es in Richtung Santiago de Compostella. Auf der letzten Tagesetappe dorthin, treffen wir auf eine der Hauptrouten und sind erstaunt über die vielen Menschen um uns herum. Wir sind froh die Strecke an der Küste entlang genommen zu haben. Santiago kommt nun immer näher und wir sind sehr aufgeregt, als wir von weitem die Türme der Kathedrale sehen können. Noch rechtzeitig blitzt die Sonne heraus und wir kamen bei strahlend blauem Himmel vor der Kathedrale an. Ein ganz besonderer Moment. Immer wieder treffen Pilger ein, die sich manchmal weinend umarmen.
Nach dem traditionellen Besuch im Pilgerbüro halten wir unsere Compostella, die Pilgerurkunde, in den Händen und sind sehr stolz. Die Messe am Abend in der Kathedrale ist sehr beeindruckend. Die schöne Musik und der Gesang einer Ordensschwester sind sehr ergreifend. Als dann auch noch der große Weihrauchkessel, der Botafumeiro zum Einsatz kam, war dies der Höhepunkt. Man muss schon sehr viel Glück haben, das bei einem normalen Gottesdienst an einem Montag abend zu erleben. Fünf Personen zogen den Botafumeiro an einem starken Seil nach oben und ließen ihn ca. 60 Meter durch das Kirchenschiff schwingen. Wirklich ein unvergessliches Erlebnis.
Am nächsten Morgen verließen wir Santiago und schauten etwas wehmütig auf die Türme zurück. Wir sind auf unseren letzten drei Etappen, unterwegs nach Finisterre, bis ans Ende der Welt. Wieder mischt sich Regen mit Sonnenschein. Fast schon traurig, dass die Pilgerreise bald zu Ende geht, erreichen wir Finisterre. Viele Pilger haben wir unterwegs wieder getroffen, auch kamen einige über Frankreich und waren insgesamt sechs Wochen unterwegs. Bevor wir uns zum Leuchtturm, dem "Ende der Welt" aufmachten besuchten wir in einer wunderschönen Steinkirche eine Pilgermesse. Ein sympatischer indischer Priester predigte in vier Sprachen und gab uns dadurch ein starkes Gemeinschaftsgefühl. Dann legten wir die letzten drei Kilometer zurück, um den Sonnenuntergang mit einem Glas Wein zu genießen.
Hier ging unsere Reise zu Ende. Wir hoffen, dass diese "besondere Zeit" noch lange in uns nachklingt und wir uns noch lange an die Begegnungen und Eindrücke erinnern können.
Text: Regina Lechner