Geschichte
Seit 2023 ist die ehemalige Innstadt-Pfarrei in einem Pfarrverband organisiert. Diesem gehören die Kirchen St. Gertraud, St. Severin und die Wallfahrtskirche Mariahilf an.
Pfarrverband Passau-Innstadt
Die Grenzen des Pfarrverbands Passau-Innstadt legen im Norden die Ufer des Inn und der Donau, in Süd, Ost und West die Staatsgrenze zu Österreich fest.
Der Pfarrverband gehört zu den traditionsreichsten des Bistums Passau. Mit St. Severin beinhaltet der Pfarrverband eine alte Säkularpfarrei. Bischof Reginbert (1138−1148) übergab sie dem Augustinerchorherrenstift St. Nikola. Die Pfarrei wurde 1182 mit dem Spital St. Ägidius inkorporiert und führte von da ab den Namen St. Ägidius. Erst von 1653 an finden wir die Pfarrei unter ihrem alten Namen “St. Severin”.
Die Pfarrkirche St. Severin war die ursprüngliche Pfarrkirche der Innstadt und Umgebung. Im Jahr 1787 wurde der Sitz der Innstadtpfarrei von St. Severin nach St. Gertraud verlegt. In neuerer Zeit zog man dann die günstiger gelegene St. Gertraud-Kirche teilweise zum Pfarrgottesdienst mit heran. Seit 1968 ist St. Gertraud offiziell Pfarrkirche. Die Pfarrei Passau-Innstadt behielt jedoch weiterhin das Patronat St. Severin. Man beließ der Stammkirche ihren Namen, die Bestattungen und Leichengottesdienste. Im Jahr 2010 wurde die Bezeichnung St. Gertraud in den Namen der Pfarrei aufgenommen, um sie von der Pfarrgemeinde St. Severin Heining unterscheiden zu können.
Im Jahr 2023 wurde die Pfarrei St. Severin — St. Gertraud in einem Pfarrverband zusammengeschlossen. Mit 4700 Seelen ist er der Zweitgrößteim Stadtdekanat Passau.
Kirche St. Severin
Die Kirche des Hl. Severin in Passau spielt eine bedeutende Rolle in der frühen Geschichte des Christentums in der Region.
Sie steht an einem Ort, der bereits in der Spätantike eine Gebetsstätte und das erste Kloster Bayerns beherbergte, das um 460 von Severin von Noricum gegründet wurde. Archäologische Ausgrabungen im Jahr 1976 bestätigten die Existenz frühchristlicher Fundamente unter der Nordwand der heutigen Kirche. Mindestens seit dem 5. Jh., möglicherweise noch früher stand an dieser Stelle ein Gotteshaus, dessen Kontinuität bis in unsere Tage erhalten blieb.
Severin von Noricum, nach dem die Kirche benannt ist, war ein Wandermönch aus dem Orient, der im 5. Jahrhundert in der römischen Provinz Noricum wirkte. Er gründete mehrere Klöster und war ein
wichtiger Vermittler zwischen der katholischen Minderheit und den Herrschern der Region.
Die Kirche mit ihrem spätromanischen Langhaus wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgebaut, wobei der älteste urkundliche Nachweis aus dem Jahr 1143 stammt. Der spätgotische Chor und der Turm wurden um 1476 hinzugefügt. Im 19. Jahrhundert wurde die Kirche umfassend restauriert, was jedoch die Erforschung ihrer ursprünglichen Bausubstanz erschwert hat.
St. Severin ist einschiffig und besitzt einen breiten, flachgedeckten Innenraum mit einem spätgotischen Chor. Die Kirche enthält bedeutende Kunstwerke, darunter spätgotische Holzbildwerke und Holzreliefs und eine Christusfigur von Leopold Hafner. Mit der Renovierung der St. Gertraudkirche im Jahre 1968 wechselte der Standort der berühmten Severinsmadonna von 1450 und der spätgotischen Büste des hl. Severin aus dem 15. Jh. von der Severins- in die St. Gertraudkirche.
Ab 1770 wird die Severinskirche offiziell zur Friedhofskirche ernannt.
Zwischen 1854 und 1861 fand eine Erneuerung der Kirche in den damals üblichen Formen der Spätromanik durch Bischof Heinrich statt.
Kirche St. Gertraud
Die im Jahr 1143 erbaute Kirche St. Gertraudneben der Innbrücke gehörte einst zum St. Gertraudspital. 1301 wurde die Kirche erweitert und der hl. Gertraud geweiht. Seit 1787 ist sie die Seelsorgekirche der Innstadtpfarrei, seit 1968 offiziell Pfarrkirche, wobei der Schutzpatron der Pfarrei nach wie vor der hl. Severin von Norikum geblieben ist.
Beim großen Brand der Innstadt im Jahre 1809 wurde auch die Gertraudskirche stark beschädigt. 1815 bauten sie Kreisbauinspektor Ranson und Maurermeister Augustin Allgeyer im klassizistischen Stil neu wieder auf. Christian Jorhan d. J. schuf die Säulenkapitelle. 1855 wurde der Turm errichtet, 1888 erhielt die Kirche eine neuromanische Ausstattung, die jedoch bei der Renovierung 1968 weitgehend wieder entfernt wurde.
Heute hat der tonnengewölbte, klassizistisch klar gegliederte Raum eine vorwiegend moderne Ausstattung. Volksaltar und Tabernakel, Ambo und Taufstein stammen von Curt Porzky, das monumentale Kreuz für die barocke Christusfigur schuf Leopold Hafner.
Das wertvollste Stück der Kirche ist die sogenannte “Severinsmadonna”, eine lebensgroße Holzfigur aus der Zeit um 1450; sie gehört zu den besten Werken der Passauer Bildhauerkunst und gilt als Nachklang der “schönen Madonnen”. Ihren Namen hat sie von ihrem früheren Standort in der St. Severinskirche. Eine kunstgeschichtlich bedeutsame Arbeit ist auch das Gemälde “Anbetung der Hirten” um 1620 vom Niederländer Jan Cossiers. Ein barocker Weihwasserkessel aus rotem Marmor, eine große Holzfigur St. Konrad und ein moderner Kreuzweg sind noch zu nennen. In der Vorhalle stehen zwei lebensgroße Holzfiguren St. Severin und St. Gertraud.
Im Jahr 2005 wurde eine umfassende Renovierung und Neugestaltung des Kirchengebäudes vorgenommen. Die sichtbarste Veränderung ist die Neugestaltung des Altarraums nach dem künstlerischen Entwurf von Tobias Kammerer. Besonders augenfällig ist die Wand hinter dem großen Flammenkreuz, wo sich ein feurig rotes Band nach oben zieht und im Gewölbe in einen orange – gelben Himmel übergeht, welcher der Symbolik der Auferstehungsgeschichte entspricht.